Wie der 37jährige seinen Weg gemacht hat, war das Thema eines Austauschs zwischen ihm, dem Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH) Frank Tischner und Christopher Zumbült.
Das Gespräch erfolgte natürlich auf Deutsch. Nach seiner durch religiöse Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten verursachten Flucht aus Bagdad, die ihn über die Türkei, Griechenland und dem Balkan bis nach München, Duisburg und schließlich 2015 nach Enniger führte, stand für Hameed Al-Gburi erst einmal das Erlernen der neuen Sprache auf dem Programm – nicht nur unabdingbar für die Integration, sondern auch „die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche duale Berufsausbildung“, so Tischner, der mit großer Anerkennung feststellt, dass der Iraker den ersten Teil der Gesellenprüfung bereits erfolgreich bestanden und in dem Fachgespräch als Bestandteil der Prüfung sogar 100 Punkte erzielt hat.
Dabei war Hameed Al-Gburi das Kfz-Handwerk nicht in die Wiege gelegt worden. Hameed, der eine gute Schulbildung genossen und in Bagdad Arabistik studiert hat, hatte allerdings schon seit seiner Kindheit großes Interesse an Autos und Technik, und so ist seine jetzige Berufswahl nur folgerichtig. Man sieht ihm immer noch die Freude an, dass sich Christopher Zumbült auf seine Bewerbung gemeldet hatte, allerdings erst einmal, um ihn auf Fehler darin hinzuweisen, wie Hameed Al-Gburi schmunzelnd berichtet. „Die Form der Bewerbung war für mich eigentlich zweitranging“, stellt Christopher Zumbült klar. „Sein Lebenslauf hat mich interessiert, und nur deshalb habe ich mich bei ihm gemeldet.“ Als Unternehmer wie auch als Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Warendorf ist es Zumbült wichtig, einen nachhaltigen Beitrag zur Integration der Flüchtlinge zu leisten, und „dies gelingt eigentlich immer, durch Ausbildung und Arbeit.“. Gerade die vielen Handwerksunternehmen leisten hier einen wichtigen Beitrag.
Für KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner ist es bemerkenswert, dass Hameed Al-Gburi trotz seines Alters den beschwerlichen Weg einer Berufsausbildung gewählt hat und sich während der 3 1/2jährigen Ausbildungszeit mit einer Ausbildungsvergütung begnügt, statt sich einen Job zu suchen, um im Augenblick mehr zu verdienen. Doch das war nie der Plan von Hameed. Er will Bildung, „um immer besser zu werden“, und er weiß, dass ein berufliches Fortkommen und die Schaffung einer sicheren Existenz nur durch eine fundierte Ausbildung möglich sind. Eine Anstellung als Kfz-Mechatroniker nach der Ausbildung, die Gründung einer Familie und vielleicht ein eigenes Haus – das sind seine Pläne und die wirken klingen schon recht deutsch. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass auf die Frage von Frank Tischner, der vor dem Hintergrund des internationalen Bildungsengagements der Kreishandwerkerschaft nach dem Bild der Deutschen nachfragte, Hameeds durchaus positive Einschätzung lautete: „Die Deutschen sind fleißig. Ihnen ist die Arbeit wichtig, und sie wollen Zeit gewinnen, um die nutzen zu können.“ Dass man diese gewonnene Zeit nutzen kann, um sich um andere zu kümmern und sich für die Gesellschaft zu engagieren, sieht Christopher Zumbült, der selbst ein Ehrenamt in der Innung ausübt, als Privileg an.
Hameed Al-Gburi weiß die ihm geschenkte Zeit und die vielen Chancen, die man ihm in Deutschland eröffnet hat, zu schätzen. Die Menschen in Enniger, seiner neuen Heimat, und dort insbesondere die kirchliche Gemeinde sowie seine Nachbarn unterstützen ihn bis heute und machen ihm stets Mut, seinen Weg weiter zu gehen. Und natürlich ist es Christopher Zumbült, der seinerzeit seine Bewerbung gelesen hat und der heute sagt: „Ich bin durchaus dankbar, dass ich einen Menschen wie Hameed in unserem Team habe und seinen Willen sich weiterzubilden unterstützen kann.“ Er bekommt von seinem Azubi Hameed nun das zurück, was er ihm mit der Ausbildung in seinem Unternehmen ermöglicht hat.