Unternehmensnachfolge in den Blick nehmen

Wie organisiere ich die Nachfolge in meinem Betrieb? Eine Frage, die für jede Handwerksunternehmerin und Unternehmer von großer Bedeutung ist. In zwei sehr praxisnahen und unterschiedlichen Themenworkshops gab jetzt Unternehmensberaterin Maria Wirtz den Innungsbetrieben der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf wertvolle Tipps. Der vielleicht wichtigste: Die Planungen einer Übergabe sollten rechtzeitig beginnen und man kann gar nicht früh genug anfragen, sich gedanklich damit auseinander zu setzen.

„Schon spätestens ab Mitte 50 sollte man sich ernsthafte Gedanken machen“, empfiehlt Maria Wirtz. Die Kölnerin hat selbst Wurzeln im Handwerk, hat den Prozess der Übergabe in der eigenen Familie miterlebt und betont: „Ich habe eine Leidenschaft für Familienunternehmen und Unternehmerfamilien.“ Sie beobachte, dass die Unternehmer bei einer Übergabe wieder älter würden, berichtete Wirtz. Relativ stabil sei indes der Übernehmerkreis von etablierten Betrieben: „Knapp über die Hälfte werden familienintern übergeben, rund 30 Prozent extern und knapp 20 Prozent werden von Mitarbeitern weitergeführt.“ Unabhängig vom Nachfolger sei allerdings ein konkreter zeitlicher Fahrplan wichtig – und damit verbunden die Antwort auf die Frage: „Wann möchte ich übergeben?“.

Gespräche mit dem Steuerberater, eine Unternehmenswertermittlung beispielsweise nach dem Ertragswerteverfahren, Fragen der Altersversorgung, die Finanzierung, der Umgang innerhalb der Familie und vieles mehr: „Selbst wenn es optimal läuft, nimmt eine Betriebsübergabe viel Zeit in Anspruch“, weiß Maria Wirtz. Mindestens ein Jahr, im Regelfall aber deutlich länger dauere der Prozess. Auch deshalb sei es so wichtig, sich rechtzeitig mit dem Thema zu beschäftigen, unterstrich die Unternehmensberaterin. Abgerundet wurde der informative Tag durch Praxisbeispiele, in denen Beteiligte darüber berichteten, wie die familieninterne oder eine familienexterne Betriebsübergabe bei ihnen abgelaufen war.

„Wir haben in den Handwerksunternehmen auch hier in der Region viel Potential“, ist Maria Wirtz überzeugt. „Dieses sollte genutzt werden.“ Damit das dauerhaft gelinge gelte es auch, sich frühzeitig Gedanken über die Betriebsnachfolge zu machen, riet die Unternehmensberaterin den fast 50 Teilnehmern in jedem der beiden Workshops, die der Einladung der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf gefolgt waren. Das unterstreicht auch Frank Tischner. „Die Begleitung von Unternehmensübergaben und -übernahmen ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf. „Unsere Arbeit ist hier zweigeteilt. Viele Beratungsangebote und Gespräche finden vertraulich im Hintergrund statt.“ Zudem biete man auch Workshops wie die mit Maria Wirtz, Unternehmergespräche und Angebote wie eine eigene Webseite zum Thema, die auf www.handwerk-nachfolge.net erreichbar ist. „Es ist es wichtig, dass die Teilnehmenden sehen, dass auch andere Unternehmen in der gleichen Lage sind. So kommt man ins Gespräch und in den Austausch.“

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v.l. Alfred Engeler, Maria Wirtz, Ann-Kristin Erdmann und Frank Tischner werben dafür, sich frühzeitig mit dem Thema „Unternehmensnachfolge“ zu beschäftigen.